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Geburt einer Geschichte VII

Erstmal möchte ich sagen, dass ich durch das Lesen von Büchern auf der Plattform Bookrix unheimlich viel gelernt habe. Ich konnte nur an mir arbeiten, indem ich beobachtete, was mir an anderen Texten besonders gefiel und was ich anders machen würde. Ich habe dieser Community also sehr viel zu verdanken. Des Weiteren habe ich mir weitere Fachliteratur gegönnt: ‚Wie man einen verdammt guten Roman schreibt (Teil 1 + 2) von James N. Frey.

Dann ging es ans Recherchieren. Gibt es Themen in meiner Story, von denen ich keinen blassen Schimmer habe? Ja, natürlich! Wie sieht die Zusammensetzung von Blut aus? Wie unterscheidet es sich von Säugetieren … und ab zu Freundchen Google. Alles wurde rauskopiert, in einem Worddoc gesammelt und die wichtigsten Fakts farblich markiert. Ich muss gestehen, bei ‚Ich bin … das Ende’ hatte ich zum Glück nicht so viel Lernbedarf wie für ‚Enujaptas Fluch’ oder meinem neuen Projekt – das natürlich noch streng geheim ist ;o) Und obwohl ich mich da kaum dazu überwinden kann und es irre mühsam ist, lohnt es sich. Und ihr solltet hier nicht alles als SciFi und Fantasy verpacken, wo ihr einfach zu faul seid, euch damit auseinanderzusetzen. Denn je mehr ihr wisst, desto mehr Details könnt ihr einbauen und von diesen lebt die Story und macht sie noch authentischer.

Also Zähne zusammenbeißen und durch!

Dann geht es an die Personenakten. Was soll das denn sein? Glaubt mir, ist auch eine lähmende Geschichte, die kein Ende nehmen will, aber unverzichtbar! Warum? Alle Protagonisten und Antigonisten (also Heros und Zeros) werden exakt beschrieben. Hier eine Checkliste:

Nationalität:
Geburtsdatum und Ort:
Aussehen:
Gesten:
Gangart:
Besondere Eigenschaften:
Besonderes Merkmal:
Beruf:
Hobby:
Familienstand:
Charakter: Stärkster Zug: Schwächster Zug: Generell:
Freunde: Feinde:
Kernbedürfnis:
Absichten/Ziele im Leben:
Politische Richtung/ Religion:
Bedeutendes Ereignis, dass er/sie geprägt hat:
Was anderen an ihr/ihm sofort auffällt:
Was tut sie wenn sie alleine ist:
Lebenslauf:

Falls ihr nun mit den Augen rollt – ich weiß, was ihr denkt. Ist das wirklich nötig?

Antwort: absolut. Vielleicht ist nicht jeder Punkt für eure Story passend, dann lasst ihn weg, aber vielleicht ist dafür etwas anders wichtig, dann fügt ihn an. Aber erstens, werdet ihr dann selbst den Charakter in und auswendig kennen und wissen, wie er tickt und zweitens, ist es ein No-go, wenn eure Heldin auf Seite 17 mit leuchtend grünen Augen in die Ferne blickt und ihr Schwarm auf Seite 129 ihren rehbraunen Augen verfällt. So könnt ihr immer nachblättern. Jeder Charakter, der wichtig für die Erzählung ist, sollte eine Akte haben. Meine Personenakte für ‚Ich bin … das Ende’ war übrigens 11 Seiten lang und für ‚Enujaptas Fluch’ sogar 22 A4 Seiten!

Das Storyboard: Hier habe ich versucht kurz die gesamte Geschichte zusammenzufassen. Bei mir sind das dann an die 30 A4 Seiten. Aber das Schreiben ist besonders gefinkelt, da man, oder vielleicht auch nur ICH, dazu neigt, gleich in die gesamte Tiefe der Story abzutauchen und man sich dann einfach nicht mehr zusammenreißen kann. Dann kommen einem wieder die Protagonisten im Traum besuchen and so on. Ihr kennt ja den Tick ;o) Der Hintergrund dieses Werkzeuges (welches auch durch ein Stufendiagramm ersetzt werden kann) ist für mich, gezielt die Szenen durchzudenken und zu sehen, wo ich noch Logikfehler oder Lücken habe. Wo gewissen Passagen noch unrund laufen oder nicht so funktionieren, wie verhofft. Genau hier ist die Möglichkeit, diese Probleme auszumerzen.

Und zuletzt noch die Kapitelübersicht. Bei mir ist sie in Tabellenform dargestellt – ich liebe sie! In der obersten Zeile habe ich: Kapitel, Seiten, Thema, Spannung, Charaktere.

So stelle ich Kapitel für Kapitel in Stichworten zusammen und gebe mir eine Grenze, wie viele Seiten es haben darf, wer darin vorkommt und welche spannende Faktoren dabei nicht vergessen werden dürfen.

Bei dieser Übersicht kann man besonders gut an der Spannungskurve arbeiten. Wie das? Wenn ihr in dem Feld Spannung bei einem Kapitel nichts habt oder auch beim nächsten nicht, müsst ihr dringend etwas einbauen. Entweder ihr brecht vorher bei einer total spannenden Szene ab und wechselt zu einer parallelen Szene, oder ihr reduziert Indizien, die der Leser in den Vorkapiteln erhalten hat und baut sie erst später in genau solch einem flacheren Kapitel ein. Ihr müsst ständig darüber nachdenken, wie ihr die Protagonisten noch mehr leiden lassen könnt, in die Enge drängt, damit der Leser immer glaubt, schlimmer kann es nicht mehr werden. Es klingt hart, aber genau dass macht die Spannung aus ;o) Und mit ‚leiden‘ ist körperlicher und/oder physischer Schmerz gemeint ;o)

Und nun ist es soweit! Wenn ihr all diese Punkte bedacht und abgearbeitet habt, steht euch keine bürokratische Hürde mehr im Weg und ihr könnt tippen, bis die Finger rauchen. Zumindest, wenn euch meine Vorschläge und die Art, so ein Projekt anzugehen, etwas überzeugen konnte ;o)
In nur sechs Wochen habe ich 280 Buchseiten fertig geschafft – aber with a little help of a friend. Wie gesagt, haben mir Silena und Edrian keine Ruhe mehr gegeben, bis die letzten Worte auf Papier gepurzelt waren. Und das Gefühl war so fantastisch: Erleichterung, Euphorie, Stolz und Orgasmus in einem – nein, ich übertreibe nicht! ;o)

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So, ich hoffe dieser lange letzte Teil hat euch gefallen. Als neue spritzige Serie stelle ich demnächst ‚Geburt eines Trailers’ ins Netz, für alle unter euch, die sich schon gefragt haben, was aus meinem Trailer für Enujaptas Fluch geworden ist ?

Geburt einer Geschichte VI

So meine Lieben, für all jene, die ‚Geburt einer Geschichte’ von Anfang an begleitet haben, möchte ich vorab einmal ein großes DANKESCHÖN sagen. Ich war völlig überwältigt, dass mein Blog seither richtig überschüttet wird mit Besuchen.

Und für alle, die die Anfänge meiner Schreibkarriere zum Schmunzeln gebracht haben, sei gesagt, ich habe viel daraus gelernt und weiß, dass der Zenit noch lange nicht erreicht ist. Schließlich lernt man nie aus ;o)

Als Edrian und Silena in mein Leben traten, wusste ich, dass ich es diesmal besser machen wollte. Nicht das ihr denkt, ich wäre nicht stolz auf ‚Enujaptas Fluch’, aber eines kann ich euch als Lehre mitgeben: macht gleich bei der Planung weniger Fehler, denn im nachhinein korrigieren, ist noch viel Zeitkonsumierender und Nervenaufreibender, als wenn man es gleich richtig angeht. Es tat höllisch weh an die 30 Seiten kürzen zu müssen, weil das gesamte Skript zu lang war oder Passagen die Erzählung nicht weiter brachten.

Und seid gewarnt!! Für alle, die zu den kreativen Köpfen gehören, sich zu einem leeren .doc hinsetzen und die Geschichte fließen lassen, ohne zu wissen, wo es hingeht … ihr werdet mit meiner Version, wie ich in sechs Wochen ‚Ich bin … das Ende’ geschrieben habe, nicht glücklich werden. Jene von euch, die bereits ein Feedback von mir zu einem Buch erhalten haben, kennen meine Philosophie: pickt euch von meinen Vorschlägen und Tipps jene heraus, die euch logisch und hilfreich erscheinen und setzt sie um. Falls ihr bei dem einen oder anderen unsicher seid – so what – ausprobieren hat noch niemanden geschadet ;o) Und hilft es nichts, so schad’ es nichts – wie wir in Össi sagen. Trotzdem ist Ealains Weisheit nicht das Gelbe vom Ei ;o)

Da ich ein absolut durchgeknallter Planungsjunkie bin, der (fast) sein gesamtes Leben auf komplexen Excellisten abbildet, musste auch beim Projekt ‚Ich bin … das Ende’ ein neuer Prozess her.

Das Wichtigste?

1)   Die Story in eurem Kopf muss eine sogenannte PRÄMISSE enthalten. Sprich, einen Satz, den es gilt mit der Geschichte zu beweisen. So wie z.B.: ‚Zu viel Eifer führt ins Unglück’ oder ‚Wer die Liebe an der kurzen Leine hält, wird sie letztendlich verlieren’ etc. Diese Idee muss sich durch die gesamte Geschichte durchziehen, wie ein roter Faden. Kein aber!

2)   Die Charaktere müssen lebenig und sehr detailhaft beschrieben sein. Der Leser muss sich in sie hineinversetzen können. Und beschreibt sie nicht plump oder macht es euch mit einer Spiegelszene einfach: Ich bin 19 Jahre, blond, 1,68m groß und habe leuchtend grüne Augen. Ich trage am liebsten Jeans bla bla bla – gähn – langweilig! Tut mir leid, aber das Talent eines Schreiberlings ist es, diese Informationen geschickt in die Geschichte einzuweben und dann nicht alles auf einmal sondern immer zwischendurch, dezent aber einprägsam: Edrian strich sich durch sein schwarz glänzendes Haar. Sein Stirnrunzeln deutete an, dass ihm die gesamte Situation gegen den Strich ging. Selbst die Narbe, die an seiner Schläfe begann und sich bis zu seiner Nase zog, fügte sich dieser Bewegung – okay, ihr habt recht, dass geht besser. Aber ihr wisst nun, was ich meine.

3)   Alle Charaktere müssen sich in der Geschichte weiter entwickeln. Auch Ereignisse müssen voranschreiten, sodass es nie nie niemals möglich ist, Kapitel zu vertauschen, da eines zum nächsten führt. Alles andere kann getrost gestrichen werden.

4)   Beschreibt nicht sondern lasst den Leser sehen, riechen, schmecken und fühlen. Vergesst niemals, dass es eure Geschichte ist und ihr immer mehr seht als der Leser. Natürlich sollt ihr etwas Spielraum für die Fantasie lassen, aber je mehr der Leser durch eure Augen sieht, desto mehr identifiziert er sich mit der Story und wird gefesselt.

Wie gesagt, ich bin ja selbst noch am Anfang und experimentiere herum, aber diese Punkte glaube ich, sind nicht zu unterschätzen.

So, wenn ihr das habt, geht es an den Einsatz von Werkzeugen: Recherche, Storyboard (oder Stufendiagramm), Personenakte, Kapitelübersicht, Spannungskurve.

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Wenn euch das ein wenig weiter geholfen hat, dann schaut nächste Woche wieder einmal rein. Dann werde ich euch kurz noch erklären, wie ihr es schafft, die Spannung bis zum Schluss zu halten und das Skript nicht zu lange werden zu lassen. Zumindest, wie ich es bewerkstellige ;o) Denn für alle, die es gerne einmal bei einem Verlag probieren wollen: ab 90.000 Wörter kann es schon haarig werden …

Und ihr dürft euch freuen. Nach Abschluss von ‚Geburt einer Geschichte’ erscheint mein neues Thema ‚Geburt eines Trailers’ und es wird wieder viel Gänsehaut und Gelächter geben ;o) Ich freu mich auf euch!

Geburt einer Geschichte V

Weiter geht’s bei ‚Die Geburt einer Geschichte’

Seht ihr sie vor eurem geistigen Auge? Diese wunderschönen, blauen Kreise, die die Iriden eines Wesens darstellen, das ihr noch nie zuvor gesehen habt? Glaubt mir, ich hatte eine Gänsehaut. Ob ich ‚durchgeschnappt’ oder ‚übergeknallt’ bin? Ich kann euch beruhigen, es ist alles Fantasie, aber meine hat es faustig hinter den Ohren. Sie ist noch aufmüpfiger und sturer als ich selbst und sie hat die beste Lehrerin gehabt, wenn es um die Fähigkeit geht, sich in den Mittelpunkt zu stellen und Aufmerksamkeit zu erregen. Nie hätte ich es für möglich gehalten, mit meinen eigenen Waffen geschlagen zu werden. Denn just in dieser Nacht lehnte Edrian an meinem Bett und starrte mich penetrant an. Ich musste ein paar mal zwinkern und näherte mich ihm. Ihr müsst wissen, ich bin total kurzsichtig und was ich nicht wirklich sehe, dass sehe ich nicht ;o) Aber er war unübersehbar. Von den kleinen Löchern der Lamellen der Fensterjalousie brach der Mondschein ins Schlafzimmer und tauchte sein beinahe makelloses Gesicht in eine leuchtende Silhouette. Und er runzelte doch tatsächlich die Stirn, die mit einer langen Narbe gekennzeichnet war, und zog seinen rechten Mundwinkel hoch. Er war doch wirklich amüsiert über die Tatsache, dass ich, wie er im Moment, kreidebleich war und selbst im Dunkeln vor Angst leuchten musste. Mir fehlten die Worte, und für alle, die mein loses Mundwerk kennen, dass will was heißen! Ich schüttelte leicht den Kopf und stammelte nur ein paar ‚W’s. Zu mehr war ich nicht fähig. Und dann verschwand er einfach so, wie eine Rauchwolke vor meinen Augen, die noch wunderschöne Schnörkel zog. Warum ausgerechnet ich? Ich setzte mich im Bett auf und sah mich um … war ich nun wach, oder träumte ich?

Doch ich darf euch sagen, dies und ähnliche Fragen kommen dann einfach nicht mehr zu Stande, denn wenn das in der Nacht öfters passiert, und sogar einmal am Fußgelenk aus dem Bett gezerrt wird, weiß man, man tut das einzig Richtige, wenn man seine vier Buchstaben vor den Schlepptop spannt und die erste Zeile tippt:

ICH BIN … DAS ENDE

Der Anfang, einer, wie ich finde, wunderbaren Story …

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Ihr wollt erfahren, wie ich diese Geschichte in sechs Wochen schreiben konnte? Dann besucht mich in den nächsten Tagen und ihr dürft gespannt sein ;o)

Geburt einer Geschichte IV

Schlafen – eine wundervolle, erholsame Erfindung des Lebens. Ich könnte immer und praktisch überall schlafen, auch im Sitzen, wenn es sein muss. Und auch dort kann man Träumen, doch leider ist das Steuern der Geschichte eine andere Sache. Meine Tagträume hatte ich im Griff … oder … falsch, sie hatten mich im Griff und ließen mich teilweise Realität und Fiction nicht mehr unterscheiden. Vor allem, wenn ich hundemüde war! So und damit ihr euch in mich reinversetzen könnt: Stellt euch mal vor, ihr legt euch frisch geduscht in die kuschelig, warme Decke. Ihr riecht das Lieblingsshampoo, dass seinen Lotusduft in eure Nase steigen lässt. Es ist so wundervoll ruhig und die Dunkelheit umfängt euch in seine Arme, ihr atmet tief ein und aus, während ihr noch die richtige Position in eurem Polster sucht. Euer Körper rutscht noch in die Lieblingspose und ihr spürt die weiche Matratze unter euch. So fühlt sich doch Frieden an, oder nicht? Aber da ist so eine innere Unruhe, ihr wisst, irgendetwas stimmt nicht. Etwas ist heute Nacht anders. Eure Lippen sind trocken und ihr runzelt die Stirn. Was ist das? Ihr haltet kurz die Luft an, da ihr sicher seid, da hat sich was bewegt. Da war ein kaum hörbares Geräusch. Die essentielle Frage erscheint vor euren Augen und beginnt Rot zu leuchten: ‚Kommt das von draußen oder ist das im Schlafzimmer gewesen?’ Kennt ihr diese Momente, wo einem der Instinkt schon zum Ohr läuft und hineinflüstert: ‚Mach bloß nicht die Augen auf!’ Ich hab mir das leider von Horrorfilmen angewöhnt. Einfach hinter einem Polster verstecken und das Monster kann dich nicht sehen, du bist einfach weg, nicht existent. Mit Mühe schluckt man und versucht selbst keinen Mucks zu machen. Da! Schon wieder dieses Geräusch! Oh bitte, bitte, nein! Lass es nicht wahr sein. Jetzt beginnt die Phase des Betens und Leugnens – dabei bin ich doch gar nicht religiös ;o) Ertappt ihr euch auch gerade, wie eure Finger so heimlich die Decke höher zum Gesicht ziehen und ihr den Impuls verspürt euch darunter zu verkriechen? Ich muss euch da einmal was erklären. Wenn da wirklich ein Einbrecher, Vergewaltiger oder einfach nur ein Monster ist – der/das sieht euch auch unter der Decke und lacht sich einfach nur krumm.

Also wusste ich, ich muss da durch. Langsam drehte ich meinen Kopf in jene Richtung, wo ich das Geräusch vermutete. Noch immer war ich außer Stande die Lider zu öffnen. Alle Alarmglocken in mir schrien hell auf, denn ich hatte die Gewissheit in mir sitzen, dass irgendetwas oder irgendjemand mich beobachtete, wenn nicht sogar anstarrte.

Normal sagt man ja ‚Augen zu und durch’’. Bei mir wurde der Spruch nun neu erfunden, denn ich öffnete sie, um das erste Mal in diese glühenden, blauen Ringe zu blicken …

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Ah – hab ich euch erwischt! Alle, die ‚Ich bin … das Ende’ kennen, werden nun hellhörig werden und verzweifelt zappeln, dass es ausgerechnet hier enden muss. Aber ich muss euch ja ein bisschen quälen, damit ihr die nächsten Tage bestimmt wieder reinschauen werdet! Und keine Angst heute Nacht ;o)

Geburt einer Geschichte III

Hallo zurück zu ‚Geburt einer Geschichte’. Wenn ihr denkt, mit der Überarbeitung war endlich Ruhe im Hause Ealain eingekehrt, dann irrt ihr gewaltig. Denn das Schreiben (sollte eigentlich) das geringste Problem sein. Die Änderungen und Korrektur waren viel schlimmer und übertrafen alles bisher erlebte. Ich habe mich selbst Testlesern zum Fraß vorgeworfen, indem ich einen Klappentext veröffentlichte, der in 20 Zeilen 10 Fehler trug. Okay, ich geniere mich gerade in Grund und Boden, aber Grammatik war damals schon nicht mein Busenkumpel. Auch heute habe ich noch zu kämpfen und muss an mir arbeiten. Aber die Übeltat hatte auch sein Gutes, denn dadurch habe ich Stephi – meine treue Unterstützung – kennengelernt, die mir so viele Kontakte, Ideen und Möglichkeiten offenbart hatte, damit mein erstes Buch es überhaupt in die Läden schaffen konnte.

Nachdem ich nun Testleser hatte, suchte ich mir Leute, die mit der Bücherwelt Erfahrung hatten und ließ sie mein Skript lesen. Offene Fragen, Widersprüche, Logikpatzer und Ticks wie Wörter, die ich scheinbar patentiert hatte, wurden ausgemerzt. Oder sagen wir, sie wurden nahezu ausgerottet – da draußen kennt jemand diese Faibles von mir und sie schüttelt sicher gerade den Kopf. Ich gelobe Besserung!
Mein Vater hat mir über seine alte Arbeit ein kostenfreies Korrektorat ermöglicht und ich habe sogar noch eine Dolmetscherin für meine österreichischen Ausdrücke gefunden. Da gibt es wirklich irre Unterschiede! Dann noch zwei geniale Frauen, die meinem Skript den Endschliff mittels Lektorat verpasst haben, ein flottes, hart erarbeitetes Cover dazugestreut, vermischt mit Forschungsskizzen von M. Guiliani, abgeschmeckt mit einem Klappentext und einem Exposé – und voilá – es ist angerichtet!

Es war irre viel Arbeit, aber als ich das erste Mal das Buch in Taschenformat zwischen meinen gierigen Händen fühlte, das glatte Papier zwischen meinen Fingerkuppen streicheln konnte und sich meine Tränendrüsen dezent zu Wort meldeten, war es um mich geschehen. Es lässt einem all die dunklen Stunden, die Verzweiflung und den Ärger vergessen und es breitet sich wohlige Zufriedenheit und auch etwas Stolz aus.

Ich wünsche jedem Schreiberling da draußen, dass er niemals aufgibt und seine Geschichten hinausträgt. Nur weil es keinen Verlag findet, müssen sie nicht in Vergessenheit geraten ;o)

So, nun denkt ihr sicher, was für ein schönes Happy End. Voll geschmeidig, oder? Völlig verfehlt! Denn Nj-eyo und Fabienne, aus meinem ersten Werk, haben sich zwar mit einem Händedruck bei mir verabschiedet, doch da klopfte eine neue Story an die Tür. Penetrant machte sie sich in all meinen alltäglichen, wichtigen Erledigungen breit und wollte erhört werden. Sie ließ mir keine ruhige Minute. Ich schwöre, ich habe alles versucht. Musik laut aufgedreht, Playstation zum Wahnsinn getrieben mit meinem Gesang, die Leinwände mit neuen Bildern gequält, Rätselhefte doppelt und dreifach gelöst, Internet gesurft, Lieblingsfilme rauf und runter gesehen und meine Familie in regelmäßigen Schüben genervt. Nichts, aber auch wirklich nichts zeigte Wirkung. Ich war am Verzweifeln! Wo kam diese Geschichte bloß her? Vampire? Genetische Forschung? Endzeitstory? Ich hatte die letzten Wochen nichts der Gleichen in meiner Nähe gehabt und trotzdem war sie da, als ob sie immer schon darauf gewartet hatte auszubrechen und über mich her zu fallen. Sie war so real, dass es mir Angst machte! Und dann passiert, was passieren musste … meine Protagonisten gingen eindeutig zu weit, denn wenn es etwas gibt, das mir heilig ist, dann mit Sicherheit mein Schlaf …

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Wollt ihr mehr? Dann besucht mich die nächsten Tage wieder und ich würde mich freuen von euch zu lesen, wie euch die ‚Geburt der Geschichte’ gefällt. Stellt mir Fragen, wenn ihr wollt und, lasst die Erzählung weiterleben!

Geburt einer Geschichte II

So nun weiter, wie wurde aus den Bildern im Kopf, eine Geschichte? Hoch professionell und wissenschaftlich dachte ich mir: ‚Als Projektmanagerin kein Ding: Einfach Brainstorming, Meilensteine und dann abarbeiten.’ Leider hat sich dieser Plan von hinten an mich rangeschlichen, um mir mächtig einen über die Rübe zu ziehen. Von wegen, alles durchdacht und geplant. Spätestens nach sechs A4 Seiten wurden aus den Stichworten des Brainstormings Sätze, dann folgend Absätze, Passagen und ratet mal! Genau, irgendwo in der Mitte des Buches wurden Kapitel draus. Und was nun, in meiner Not? Nein, nicht was ihr denkt. Ich hab das Höllenskript nicht die Toilette runter gespült. Wäre sicher hängen geblieben, da ich das mit Tortenecken schon nicht hinbekommen habe. Also: die Lösung hieß ‚Von der Idee zum fertigen Text’ und ‚Write great Fiction – Plot & Structure’. Ja, Bücher um Bücher zu schreiben! Dabei war ich immer ein Verfechter von solchen Hilfen – zumindest was meine Malkunst betraf. Aber hier musste ich eindeutig andere Geschütze aufwarten.

So schrieb ich parallel an dem Buch weiter, denn wenn man einmal in der Geschichte eingeschlossen ist, kann man nicht zurück zum Anfang gehen – zumindest empfand ich das zu diesem Zeitpunkt so – und las die schlauen Bücher, die mich auch schlau hinterlassen sollten. Und ich hoffe, sie haben es.

Spätestens als ich eine Lektorin nach einem Kostenvoranschlag fragte und sie mich bat mein Stufendiagramm und meine Personenakten zu übermitteln, musste ich kleinlaut zugeben – ich habe keinen blassen Schimmer, um was es geht, aber ich kann ihnen mein Manuskript schicken … ;o)

Zum Glück kann man per Email keine schwarzen Löcher verschicken oder die Schamesröte ausdrucken. Aber zu meiner Verteidigung kann ich sagen – so schnell habe ich Bücher noch nie verschlungen und das Internet gefoltert, um diese Schreibwerkzeuge bedienen zu können. Jetzt kann ich auch damit angeben!

Kaum war das Buch zu Ende geschrieben, erschien bereits die Horrormusik vom weißen Hai in den dunklen, hintersten Gehirnwindungen meines Verstandes. Denn dann hieß es – die Stichworte am Anfang wären da noch … eh eine Kleinigkeit. Ich dachte mir, naja, die Ausformulierung der fünfzehn Seiten bringen mich nun nicht um. Wollt ihr wissen, wie viele daraus wurden? 150! Ich hab mich nicht vertippt! Und weil das ganze so schön war und ich bei jeder abgearbeiteten Seite daran denken musste, wie mein toller ursprünglicher Projektplan mir erneut zynisch über die Schulter lugt und ein Grinsen hatte, dass sich nicht wegwischen ließ, kam es noch schlimmer! Das geht – ein bisschen Geduld und Vertrauen, bitte ;o) Wer hat es erraten? Kaum war ich bei der Anschlussstelle in der Mitte angekommen, musste ich feststellen, dass mein Stil ab diesem Punkt grottenschlecht war und die Übergänge nicht passten. Um es positiv auszudrücken: ich hatte das Vergnügen, auch die restlichen 260 Seiten nochmal zu überarbeiten. Und eines habe ich gelernt – gleich richtig machen, ist so viel einfacher, als alles anzupassen. Immerhin hat mein zweiter Roman nur sechs Wochen inkl. Recherche gebraucht ;o)

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Wie es weiter ging bei meinen ersten Schreibversuchen? Ich bin euch ja noch die schlaflosen Nächte schuldig ;o) Versprochen, beim nächsten Mal!

Geburt einer Geschichte

Da ich immer wieder gefragt werde, wie ich zu den Geschichten komme, dachte ich mir, ich schreibe zur Abwechslung mal einen Schwank aus meinem Leben. Denn ob ihr es glaubt oder nicht, ich frag mich das genauso wie ihr da draußen und vor allem recht häufig.

Bei mir hat es im zarten Alter von elf Jahren begonnen, dass ich mir Geschichten ausgedacht habe. Anlass war eine Kretareise mit meinen Eltern und was macht so ein kleines Mädchen, wenn sie im Auto sitzt und sich langweilt, im Hotel genervt wartet, bis es endlich zum Strand geht oder am Abend bei Tisch lümmelt und schon längst fertig ist? Was wenn die nicht enden wollenden Ausflüge einen schon ganz irremachen und die ellenlangen Spaziergänge von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten nicht aufhören wollen? Tja, dass kann ich euch sagen – Ablenkung, Ablenkung, Ablenkung. Ich habe mir Fantasiegeschichten überlegt, bunte Welten im Geiste kreiert und meine Helden darin kämpfen und lieben lassen. Dass heißt, in jeder freien Sekunde, habe ich den Film vor meinen Augen abgespielt und meine Geschichte erzählt und erlebt. So lange, bis sie abgegriffen oder fade wurde und ich mir eine neue überlegen musste.

Diese praktische Gabe konnte mir somit jede Pause oder langweile Passage versüßen und schrumpfte somit den Tag in nur essentielle, spannende und dazwischen fantasievolle Sequenzen. Doch diese Tagträume breiteten sich aus und erlangten mehr Macht und Kontrolle über ihren Wirt. Denn je älter ich wurde, desto realistischer konnte ich mir die Erzählungen vorstellen. Ich fühlte Berührungen, ich schmeckte exotische Früchte, ich roch den Ozean oder die lodernden Flammen im Kamin. Ich vermochte die feinen Härchen auf den Ohren meiner Fabelwesen erkennen und wusste, wie es sich anfühlte fliegen zu können … So war es auch nicht wunderlich mich am Beifahrersitz mit einem breiten Grinsen zu ertappen. Wenn ich in der U-Bahn wegdriftete war es ja noch kein Problem außer ein paar zu viele verpasste Stationen, aber stellt euch das mal in einer wichtigen Besprechung in der Arbeit vor – nicht auszudenken? Aber doch passiert! Und ich schwöre euch, wenn man gerade auf der Flucht vor einem Monster ist und dann im nächsten Moment in die Augen der Chefin sieht, die einem eine Frage stellt und zwölf Augenpaare auf einen gerichtet sind, da hört sich sogar das eigene Schlucken wie eine Alarmsirene an.

Das war der Augenblick, wo ich wusste, die Geschichten nehmen überhand und kriechen aus allen Ecke und Enden meines Bewusstseins und Unterbewusstseins. Ich konnte ihren gierigen Hunger nach Aufmerksamkeit und den verzweifelten Kampf auf Freiheit nur nachgeben, indem ich sie niederschrieb. Ich dachte mir, wenn ich meinen Kopf neige und sie wahllos aufs Papier rieseln lasse, dann geben sie mir ein für alle Mal Ruhe. Und die gute Nachricht – es war auch so. Die schlechte – das war erst der Anfang …

 

Wenn ihr wissen wollt, was diese Geschichten mit mir nachts so anstellen, dann schaut in den nächsten Tagen mal wieder rein – ihr werdet euer blaues Wunder erleben ;o)

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