6. Tag ‚TEAIA‘

Tagebuch einer Autorin in Afrika!

Den heutigen Tag möchte ich dem Breeding Center des Cargo Wildlifeparks widmen (Cheetah Preservation Foundation), also dem Zuchtprogramm und der Zuchtstation gleich neben dem Gelände. Heute durfte ich nämlich auch hier einen Blick hinter die Kulissen wagen und habe unheimlich viel gelernt.

Derzeit leben 9.000 bis 12.000 Geparden noch auf der Welt und sie zählen zu den bedrohten Tierarten. Der Park hat in seinem Zuchtprogramm 20 Tiere, verleiht jedoch auch oder nimmt Tiere aus anderen Zoos für die Zucht in Empfang. Sie wurden von der internationalen Weltorganisation WAZA (World Association of Zoos and Aquaria) ausgezeichnet und unterliegen daher sehr strengen Auflagen.

Geparden brauchen an die 1,5kg Fleisch pro Tag und werden bis zu 12 Jahre alt. Sie gehören zu den am schwersten zu züchtenden Raubkatzen, da die Weibchen keinen Zyklus in dem Sinn haben, sondern durch äußere Einflüsse rollig werden. Die Betreuer haben also jeden Tag die Aufgabe, die Tiere zu reizen und stundenlang zu beobachten. Noch dazu setzen interessierte Weibchen unterschiedliche Zeichen: kratzen merkwürdig an Büschen, verändern ihr Schnurren oder wälzen sich im Sand. Nur durch sehr genaues Beobachten, ist es den Betreuern gelungen, die Zucht qualitativ hervorzuheben. Mit spezieller Nahrung, Stimmulation (hier Enrichment genannt) ist es in diesem Center möglich, dass die Sterblichkeitsrate unter den gewohnten 27% liegt.

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Heute hatte ich wieder dass Vergnügen ein handzahmes Gepardenweibchen (MALAIKA, die Jungen bekommen übrigens im selben Jahr der Geburt alle den selben Anfangsbuchstaben) zu streicheln und es sogar zu filmen. Ich hoffe, dass angenehme Schnurren ist zu hören, wenn ich es nach meinem Aufenthalt auf Youtube hochlade. Ich empfand es als so angenehm, dass ich es mir als Musik zum Einschlafen vorstellen könnte ;o)

Falls ihr euch nun fragt, wie reizt man ein Weibchen, um in den Zyklus zu kommen? Tja, die Gehege sind so aufgebaut, dass auf einer Seite alle Gehege der Weibchen nacheinander kommen und auf der anderen Seite nur die Männchen. Dazwischen gibt es einen einzelnen Gang, der alle Gehege verbindet. Die Betreuer lassen zuerst ein paar Tage lang ein Männchen durch diesen Gang schreiten, der sich quasi die Weibchen ansieht und sein Territorium absteckt. Sollte sich ein Weibchen merkwürdig verhalten oder das Männchen speziell an einem Gehege stehen bleiben, wird die nächsten Tage weiter beobachtet. Dann darf ein auffälliges Weibchen den Gang durchgehen. Sollte es sich dann als rollig erweisen, ist aber noch immer eine hohe Chance gegeben, dass sie das Männchen nicht möchte, da sie sehr wählerisch sind. Es kann innerhalb von Sekunden auf Grund von Frustration zum Streit kommen.

Bei meiner Frage, wie die Betreuer dazwischen gehen, zeigten sie mir 3cm dicke Holzstöcke ;-o

Weiters wurde mir erklärt, dass die Tiere bei einem Kampf so aufeinander fixiert wären, dass es leicht wäre, sie am Genick und der Schwanzwurzel zu packen und einfach hinauszutragen. Sie geraten in eine Starre, wie bei Katzen üblich. Es war eine merkwürdige Vorstellung für mich ;o)

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Antilopen gleich bei den Gehegen als Stimuli für den Jagdinstinkt.

Als weiteren interessanten Fakt, habe ich gelernt, dass sie versuchen Männchen daran zu gewöhnen, ein Territorium zu teilen, da sie auch in der Natur oft zu zweit auf Jagd sind. Durch diese ‘Zusammenarbeit’ werden sie auch fruchtbarer – angeblich ;o)

Obwohl Geparden ab ca. dem 16 bis 24 Monat (männlich, weiblich) geschlechtsreif sind, werden sie erst ab dem vierten Lebensjahr für die Zucht herangezogen, da die Männchen nicht genau wissen, was sie mit einem Weibchen anfangen sollen und das Weibchen dann aus Frust angreift und andererseits das Weibchen, wenn es zu jung ist, zu gestresst ist mit dem Nachwuchs und es eventuell abstößt oder tötet.

So genug Theorie für heute. Ich werde euch morgen über die weißen Tiger und deren Zucht berichten ;o)

Was ich euch noch schuldig war: die großen Sparerips konnte ich euch heute nicht mehr knipsen, aber die neue Lieferung und das Zerlegen in Einzelteile. Ist leider auch eine Aufgabe, wo die Voluntaire ab und zu mithelfen, wie auch hier die blonde Dame links.
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 Und ich bin euch noch ein Fotostrecke über den Gentleman schuldig, der um meine Hand angehalten hat.

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Tja, wie soll frau diesen Augen widerstehen? Dieses Erdmännchen hatte eindeutig eine Schwäche für mich. Er heißt BamBam und teilt sich mit Betty sein Gehege. Hättet ihr gedacht, dass sie Fleischfresser sind? Hier noch ein Foto, wo wir sie mit Enrichment (Stimulierung: damit den Tieren auf der Ranch nicht langweilig wird, haben wir mitunter die Aufgabe, mit ihnen zu spielen oder uns neue Spielmöglichkeiten auszudenken und zu basteln) anhand eines Blutlollis in einer Kunststoffkugel beschäftigt haben.

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Lustig fand ich, dass man mir gesagt hat, dass Weibchen Betty sei zu scheu und käme nie zu den Betreuern, denn nach nur 10 Minuten setzte sie sich samt BamBam auf meinen Schoß – da sag noch einer, ich wäre keine Tierflüsterin! Ich war so stolz!

Lieber Schatz! Ja, die Rippchen würden nicht auf unseren Griller passen ;o) Wobei Pferdefleisch wäre interessante Abwechslung!

Lieber Michael! Glaub mir, als ich heute die Voluntairin gesehen habe, die den Esel gehäutet hatte und ihm aus den Nüstern das Blut getropft ist, musste ich auch sehr kämpfen. Ich habe schon etwas Angst, wenn mir diese Aufgabe zugeteilt wird. Ich bin mir sicher, dass man abstumpft und sich daran gewöhnen kann, aber es wäre mir schon peinlich, wenn ich mich beim ersten mal übergeben würde ;o)

Lieber Markus! Ich schätze ich hatte einfach viele Vorurteile, wie Afrika aussieht und in letzter Zeit kam ich nicht dazu, mehr zu recherchieren ;o)

Lieber Richard! Du kennst mich, mit meinem Zeitmanagement, schaffe ich die Ranch auch noch parallel dazu ;oDWozu gibt es Excel?

Liebe Anni! Ehrlich? Es war so ein erhebendes Gefühl, dass du unweigerlich feuchte Augen bekommst und mit den Tränen kämpfst. Als ich heute den ausgewachsenen Exemplaren gegenüber stand und in diese kristallklaren Augen blickte, habe ich die geballte Ladung an Energie gespürt. Und ja, ich habe sowohl die kleinen als auch den großen gestreichelt ;o)

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