Geburt einer Geschichte VII

Erstmal möchte ich sagen, dass ich durch das Lesen von Büchern auf der Plattform Bookrix unheimlich viel gelernt habe. Ich konnte nur an mir arbeiten, indem ich beobachtete, was mir an anderen Texten besonders gefiel und was ich anders machen würde. Ich habe dieser Community also sehr viel zu verdanken. Des Weiteren habe ich mir weitere Fachliteratur gegönnt: ‚Wie man einen verdammt guten Roman schreibt (Teil 1 + 2) von James N. Frey.

Dann ging es ans Recherchieren. Gibt es Themen in meiner Story, von denen ich keinen blassen Schimmer habe? Ja, natürlich! Wie sieht die Zusammensetzung von Blut aus? Wie unterscheidet es sich von Säugetieren … und ab zu Freundchen Google. Alles wurde rauskopiert, in einem Worddoc gesammelt und die wichtigsten Fakts farblich markiert. Ich muss gestehen, bei ‚Ich bin … das Ende’ hatte ich zum Glück nicht so viel Lernbedarf wie für ‚Enujaptas Fluch’ oder meinem neuen Projekt – das natürlich noch streng geheim ist ;o) Und obwohl ich mich da kaum dazu überwinden kann und es irre mühsam ist, lohnt es sich. Und ihr solltet hier nicht alles als SciFi und Fantasy verpacken, wo ihr einfach zu faul seid, euch damit auseinanderzusetzen. Denn je mehr ihr wisst, desto mehr Details könnt ihr einbauen und von diesen lebt die Story und macht sie noch authentischer.

Also Zähne zusammenbeißen und durch!

Dann geht es an die Personenakten. Was soll das denn sein? Glaubt mir, ist auch eine lähmende Geschichte, die kein Ende nehmen will, aber unverzichtbar! Warum? Alle Protagonisten und Antigonisten (also Heros und Zeros) werden exakt beschrieben. Hier eine Checkliste:

Nationalität:
Geburtsdatum und Ort:
Aussehen:
Gesten:
Gangart:
Besondere Eigenschaften:
Besonderes Merkmal:
Beruf:
Hobby:
Familienstand:
Charakter: Stärkster Zug: Schwächster Zug: Generell:
Freunde: Feinde:
Kernbedürfnis:
Absichten/Ziele im Leben:
Politische Richtung/ Religion:
Bedeutendes Ereignis, dass er/sie geprägt hat:
Was anderen an ihr/ihm sofort auffällt:
Was tut sie wenn sie alleine ist:
Lebenslauf:

Falls ihr nun mit den Augen rollt – ich weiß, was ihr denkt. Ist das wirklich nötig?

Antwort: absolut. Vielleicht ist nicht jeder Punkt für eure Story passend, dann lasst ihn weg, aber vielleicht ist dafür etwas anders wichtig, dann fügt ihn an. Aber erstens, werdet ihr dann selbst den Charakter in und auswendig kennen und wissen, wie er tickt und zweitens, ist es ein No-go, wenn eure Heldin auf Seite 17 mit leuchtend grünen Augen in die Ferne blickt und ihr Schwarm auf Seite 129 ihren rehbraunen Augen verfällt. So könnt ihr immer nachblättern. Jeder Charakter, der wichtig für die Erzählung ist, sollte eine Akte haben. Meine Personenakte für ‚Ich bin … das Ende’ war übrigens 11 Seiten lang und für ‚Enujaptas Fluch’ sogar 22 A4 Seiten!

Das Storyboard: Hier habe ich versucht kurz die gesamte Geschichte zusammenzufassen. Bei mir sind das dann an die 30 A4 Seiten. Aber das Schreiben ist besonders gefinkelt, da man, oder vielleicht auch nur ICH, dazu neigt, gleich in die gesamte Tiefe der Story abzutauchen und man sich dann einfach nicht mehr zusammenreißen kann. Dann kommen einem wieder die Protagonisten im Traum besuchen and so on. Ihr kennt ja den Tick ;o) Der Hintergrund dieses Werkzeuges (welches auch durch ein Stufendiagramm ersetzt werden kann) ist für mich, gezielt die Szenen durchzudenken und zu sehen, wo ich noch Logikfehler oder Lücken habe. Wo gewissen Passagen noch unrund laufen oder nicht so funktionieren, wie verhofft. Genau hier ist die Möglichkeit, diese Probleme auszumerzen.

Und zuletzt noch die Kapitelübersicht. Bei mir ist sie in Tabellenform dargestellt – ich liebe sie! In der obersten Zeile habe ich: Kapitel, Seiten, Thema, Spannung, Charaktere.

So stelle ich Kapitel für Kapitel in Stichworten zusammen und gebe mir eine Grenze, wie viele Seiten es haben darf, wer darin vorkommt und welche spannende Faktoren dabei nicht vergessen werden dürfen.

Bei dieser Übersicht kann man besonders gut an der Spannungskurve arbeiten. Wie das? Wenn ihr in dem Feld Spannung bei einem Kapitel nichts habt oder auch beim nächsten nicht, müsst ihr dringend etwas einbauen. Entweder ihr brecht vorher bei einer total spannenden Szene ab und wechselt zu einer parallelen Szene, oder ihr reduziert Indizien, die der Leser in den Vorkapiteln erhalten hat und baut sie erst später in genau solch einem flacheren Kapitel ein. Ihr müsst ständig darüber nachdenken, wie ihr die Protagonisten noch mehr leiden lassen könnt, in die Enge drängt, damit der Leser immer glaubt, schlimmer kann es nicht mehr werden. Es klingt hart, aber genau dass macht die Spannung aus ;o) Und mit ‚leiden‘ ist körperlicher und/oder physischer Schmerz gemeint ;o)

Und nun ist es soweit! Wenn ihr all diese Punkte bedacht und abgearbeitet habt, steht euch keine bürokratische Hürde mehr im Weg und ihr könnt tippen, bis die Finger rauchen. Zumindest, wenn euch meine Vorschläge und die Art, so ein Projekt anzugehen, etwas überzeugen konnte ;o)
In nur sechs Wochen habe ich 280 Buchseiten fertig geschafft – aber with a little help of a friend. Wie gesagt, haben mir Silena und Edrian keine Ruhe mehr gegeben, bis die letzten Worte auf Papier gepurzelt waren. Und das Gefühl war so fantastisch: Erleichterung, Euphorie, Stolz und Orgasmus in einem – nein, ich übertreibe nicht! ;o)

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So, ich hoffe dieser lange letzte Teil hat euch gefallen. Als neue spritzige Serie stelle ich demnächst ‚Geburt eines Trailers’ ins Netz, für alle unter euch, die sich schon gefragt haben, was aus meinem Trailer für Enujaptas Fluch geworden ist ?

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