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8. Tag ‚TEAIA‘

Tagebuch einer Autorin in Afrika

Heut zum 30. November muss ich zu aller erst das Geburtstagskind im Lande
recht herzlich zum 60iger grüßen! Feier schön, die Kätzchen und ich stimmen mit ein, lieber Ernst!

Ernsti

Also, ich bin mir sicher, so einen Geburtstagsgruß bekommt man nicht so oft ;o) Feiert schön!
Und falls ihr denkt, die Raubkatzen sind alle narkotisiert, weil die immer bei den Fotos schlafen – ihr irrt gewaltig! Sie schlafen zwischen 16 und 21 Stunden am Tag und die Betreuer gehen vor den Fotos zu ihnen geben ihnen einen Rückenmassage, bis sie sich schnurrend hinlegen und darauf warten, dass man weiter macht ;o) Ich hab mein Bestes gegeben, damit Luigi sich wohl fühlt. Die Geparden haben so verdammt lange Wimpern und ich hab mich total in ihr Schnurren verliebt!

Interessanter Fakt: Es gibt Großkatzen und Kleinkatzen in der Familie der Raubkatzen. Der Unterschied besteht darin, dass die Kleinkatzen schnurren können und die Großkatzen eher ‚röhren‘. Die Tiger zum Beispiel begrüßen uns immer mit einem Geräusch, wie das durchblasen der Nüstern von Pferden. Eigentlich klingt es merkwürdig. Vielleicht komme ich auch noch dazu das aufzunehmen ;o)

Eigentlich hätte ich heute und morgen frei, doch es gibt ein Findelkind auf der Ranch: ein kleines Babyschaf, dass in der Verantwortung der Voluntaire liegt und daher musste ich heute kurz rüber, um es spazieren zu führen und zu füttern. Nachdem ich gestern dachte, mein Gesundheitszustand lässt ein Ausgehen bereits zu, wollte ich mit in einen Billardclub und anschließend kurz in eine Tanzbar mitgehen. Immer diese Angst, etwas zu verpassen … Nun zahle ich die Rechnung dafür. Ich liege mit Bronchitis im Bett und war schon bei Arzt, um mich picken zu lassen. Nun bin ich auf Antibiotikadiät gesetzt worden und darf das ganze Wochenende nicht aus dem Haus. Das Abschiedsessen am Abend mit ein paar netten Leuten verpasse ich nun, sowie die Cango Caves morgen samt Straußenreiten und Farm. Nicht zu vergessen, kein Training mit den Servalen und auch kein Spazierengehen mit den Babygeparden an der Leine … ich muss jetzt wohl nicht zum Ausdruck bringen, wie sauer ich gerade auf mich selbst bin … also lassen wir das.

Also, wieder zu schöneren Themen. Gestern durfte ich die Tiger füttern:
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Jami! Heute auf der Speisekarte: Eselkeulen und Gerippe. Das Meer an Fliegen war kaum zu bändigen! Es war merkwürdig dieses Fleisch anzufassen, da die Haut und die Sehnen ganz weich und elastisch waren und man irgendwie noch die Intention hat ‚das hat gelebt!‘ Aber so ist es nun einmal. Die Kätzchen waren auf jeden Fall total happy. Hier noch ein paar nette Bilder:

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So, die Kitties waren happy und es war atemberaubend, zu sehen, wie sie ihre Beute schnappten und in Sicherheit brachten. Als das kleine weiße Bengalbaby bei Mama mitnaschen wollte, wurde es sofort lautstark zurecht gewiesen. Streng, muss man wohl sagen ;o) Mama teilt nicht gerne.

Damit ihr auch mehr von dem Park sehen könnt, habe ich noch ein paar andere Tiere angehängt, da es 500 Tiere hier gibt und vor allem sehr viele weiße Varianten:

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Dieses Stachelschwein ist übrigens diesmal wirklich ein Albino, da es rote Augen hatte ;o)

Hier die schwarze Variante, die euch sicher eher bekannt ist:
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Wir haben die kleinen Racker bei der Hitze mit Obstschlecker verwöhnt, die wir aus Obststücken wie Bananen, Äpfeln, Pfirsichen etc. fertigten und mit Wasser in das Gefrierfach geschoben hatten.

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Hier weiße Löwen (keine Albinos). Ich habe mir sagen lassen, dass das Enrichment (Beschäftigung) bei ihnen verdammt schwer ist, da sie zu den faulsten Tieren zählen und kaum mit Spielzeug zu beeindrucken sind. So viel zum König des Dschungels ;-D

Was gibt es sonst noch so über Afrika zu sagen? Wir waren gestern in einer Tanzbar, die um 21:00Uhr begann. Es wurden Oldies, wie aus Dirty Dancing gespielt. Ab 22:30Uhr war sie bummvoll und es spielte Chartsmusik, wie bei uns – war etwas wunderlich für mich. Und um sage und schreibe 24:00Uhr sind die Leute wieder nach Hause gegangen!! D.h. das Ausgehen hier spielt sich viel früher ab, als bei uns. Noch dazu war die Spilunke wie aus den 80er herausgeschnitten und auch die Leute, wirkten so auf mich. Daher habe ich mich nach 20min Tanzeinlage von der Tanzfläche zurückgezogen, da sie mich ansahen … okay, lassen wir das mal. Ich glaube, jene, die mich tanzen gesehen haben, wissen was ich meine ;-D
In Oudtshoorn gibt es nur einen Taxifahrer. Demenstprechend nutzt es auch nichts, wenn man ihn um 21:00Uhr bereits für 00:30Uhr bucht – er lässte einen trotzdem 30min lang in der Kälte warten ;o( Ich schätze, das ist gewöhnungsbedürftig.

OHH! Ich habe noch eine Horrorstory für euch mit Gänsehautcharakter! Sitzt ihr? Dann lasst es über euch hinwegfegen: Ich kam um ca. 1:00 Uhr zu Hause an und die Eingangstür stand sperrangelweit offen! Langsam schlich ich mich hinein und wagte es kaum zu atmen. Ich wartete, bis sich meine Augen an die Dunkelheit angepasst hatten und konnte das leise Knirschen meiner Schuhe auf dem Holzboden hören. Plötzlich lag etwas Undefinierbares vor mir auf dem Boden, sodass ich ganz, ganz langsam zum Lichtschalter der Toilette gegriffen habe, welche direkt neben mir war. Das Licht brachte das gesamte Horrorausmaß zu Tage: In der Toilette befindet sich nämlich ein kleiner Korb für Damenbinden und benutzen Tampons, da diese in Afrika nicht über die Toilette entsorgt werden dürfen. Und welches Tier auch immer sich Zugang zum Haus verschafft hat, hat das Blut gerochen. Immerhin hatten wir gestern ein afrikanisches Barbecue, denn Pool, Poolbar, Wasserfälle, Sonne, etc. laden zum Feiern ein und alle 18 Voluntaire waren beim Haus des Besitzers – liebevoll Mr. ‚E‘ genannt – eingeladen. Wie dem auch sei, hat irgend ein Tier diesen Korb beplündert und Toilettenpapier und Blut bis ins Wohnzimmer verschleppt!!! Ich hörte die Titelmusik von Psycho in meinem Kopf, als ich die Luft anhaltend durch das dunkle Haus schlich. Nur die Außenbeleuchtung und der Mond brachten stellenweise Lichtquellen, die mysteriöse Schatten warfen. Meterweit, konnte ich Spuren sehen, aber ich konnte die Abdrücke nicht zuordnen. War es ein Serval? Ein Luchs? Warum war die Tür offen und vor allem … war das Tier noch immer im Haus? Panik kroch ein klein wenig über meinen Rücken, sodass ich mich nach meinem nichts entdeckenden Streifzug durch die Küche, erleichtert in mein Zimmer zurückzog. Nur eine halbe Stunde später kam meine Kollegin, die im Zimmer neben mir wohnt und ich erzählte ihr die Story, dann hörten wir merkwürdige Geräusche und lautes Fauchen. Sie bekam solche Angst und die Lichter waren an, die Eingangstüre nicht zugesperrt und der Besitzer legt Wert darauf, dass die letzte Person schließt und abdreht. Daher scheuchte ich sie wieder hinaus, um dies zu erledigen … dann plötzlich wieder ein leutes Fauchen. Wir versperrten uns vom Eingangsbereich und gingen die Optionen durch. Die andere Tür zur Garage war offen, sodass das Tier von dort aus wieder das Haus verlassen könnte. Noch dazu hatten weder die Hunde noch die Katzen Alarm geschlagen, daher beschlossen wir, dass wir Mr. und Mrs. ‚E‘ nicht aufwecken und legten uns nieder. Ich brauche wohl nicht erwähnen, wie mir die Haare zu Berge gestanden haben, als ich hellhörig die Nacht auf Geräusche reagierte: schiebende Holzgeräusche, Rascheln,… Letztendlich wurde die Situation als so erklärt, dass die Tür durch den Wind aufging und es zwar einen Luchs in der Nähe gebe, sie aber eher den Hunden die Sauerei anrechnen und das Fauchen von den Katzen kommt, die mit einer wilden Katze regelmäßig nachts raufen. Gänsehautfeeling war es allemal ;o) Was meint ihr?

So genug für heute! Bis morgen, ihr Lieben!

PS:
Mein Schatz: Ja, du hast Recht, die Maschendrahtzäune sind nicht unbedingt beruhigend bei den Tigern, aber es hat seit es den Park gibt noch nie Unfälle gegeben und die Gehege stehen auch unter Strom. Fakt ist, dass das eine Foto mit dem im Sprung befindlichen weißen Bengalweibchen exakt der Angriff auf mich eine Millisekunde später war. Er ist so sensibel, dass ich sogar drei Meter vor dem Zaun nichts verloren habe und ihm ein elektrischer Strom offenbar nicht abschreckt ;o) Trotzdem ist diese Naturgewalt unheimlich atemberaubend und schön und ich erlebe eine unglaublich schöne Zeit mit den Tieren 😉

Lieber Markus! Du hast das was verwechselt: die Weibchen der Geparden, sagen, wer ihnen gefällt und wer nicht ;-D Manche Dinge erinnern an die Menschen …

Lieber Michael! Ich kann dir auf jeden Fall empfehlen, diese Ranch zu besuchen, da sie sehr dankbar für Hilfe und Ideen sind, wie man den Park noch verbessern kann. So basteln wir Spielzeug für die Tiere, die für sie ungefährlich sind, versuchen Mülltrennung einzuführen, geben hier und da Tipps, wie man das Voluntairprogramm noch effizienter gestalten kann etc. und noch dazu bekommt man hier tatsächlich jede Frage zu den Tieren geduldig  beantwortet ;o) Zum Shoppen komm ich leider nicht, da ich jeden Tag arbeite und eigentlich am Wochenende Trips unternehmen wollte ;o)

Liebe Anni! Ich muss gestehen, ich hätte mir das Fell der Raubkatzen eigentlich weicher vorgestellt. Speziell jenes der Gepardenjungen, welches sehr borstig war. Auch die Tigerbabys waren nicht sehr flauschig. Auch das Fell der Luchse und des Servals hätte ich eher als kurz und glatt beschrieben, so wie jenes eine Hundes (Dobermann etc.)

Lieber Herbert! Ich habe dir ein ganz spezielles Souvenir besorgt ;o) Es stammt von einem der Tiere des heutigen Beitrages ;o)